Wissen über Macht – Teil 1: Verändert Macht unsere Persönlichkeit?

 
 

Vögele Kultur Zentrum • 3 Minuten

Für die Ausstellung Was Macht mit uns macht haben wir uns mit gängigen Vorstellungen und Vorurteilen über Macht und Machtmenschen auseinandergesetzt und versucht herauszufinden, ob dahinter ein Stückchen Wahrheit steckt.

Im ersten Teil der 4-teiligen Serie geht Dr. phil. Alexandra Könz, Kuratorin der Ausstellung, der Frage nach, wie Macht unsere Persönlichkeit verändert und ob sie wirklich korrumpiert.

Verändert Macht unsere Persönlichkeit? Sind wir alle korrumpierbar?

Ja! Macht verändert unsere Hirnbiologie, sie verändert unsere Perspektive auf die Welt und unser Verhalten auf die Mitmenschen. Und sie macht uns anfällig für Machtmissbrauch. Warum?

Studien aus den Neurowissenschaften und der Klinischen Psychologie haben erwiesen, dass die Zunahme von Macht den Testosteronspiegel erhöht, was zu einer vermehrten Aufnahme des Neurotransmitters Dopamin führt, das u.a. das Belohnungszentrum aktiviert. Als Folge steigen die Laune, die Innovationskraft, der Mut, die Risikobereitschaft und die Selbstbezogenheit.

Mächtige Menschen – wie etwa Staatsoberhäupter oder CEO’s – haben das grosse Ganze im Blick und verlieren tendenziell an Empathie gegenüber einzelnen Individuen. Von mächtigen Menschen erwartet man zudem, dass sie selbstsicher und entscheidungsfreudig sind. Wer zu stark zweifelt, verliert an Glaubwürdigkeit.

Gute Machthaber verfügen über einen hohen Anteil an «moralischer Identität» und setzen ihre Macht förderlich für ein Land, für ein Unternehmen oder eine Institution ein. Gute Machthaber haben die Fähigkeit, sich Widerspruch zu organisieren - bestenfalls institutionalisierten Widerspruch in Form eines Verfassungsgerichtes, eines Aufsichtsrats oder regelmässiger Evaluationen. Doch auch wer seine Position mit bestem Wissen und Gewissen nutzen möchte, ist nicht davor gefeit, missbräuchlich zu handeln. Hier spricht man auch von einem «Macht-Paradox». Wie der einzelne Mensch mit diesem Paradox umgeht, bestimmt sein persönliches Leben und sein Verhalten bei der Arbeit und entscheidet letztlich, wie glücklich er und die Menschen sind, für die er sorgt.

Fazit: Macht verändert unser Denken und Handeln. Macht verführt uns alle, die wir in irgendeiner Form zu Einfluss kommen dazu, diesen Einfluss zu missbrauchen. Deshalb brauchen Machthaber immer ein Gegengewicht.

Dr. phil. Alexandra Könz

Dr. phil. Alexandra Könz (*1976) studierte Germanistik, Filmwissenschaft und Kunstgeschichte in Zürich und Berlin und promovierte anschliessend zum Erzählen in zeitgenössischer Performancekunst in Zürich und Wien. Sie ist als selbständige Ausstellungsmacherin für Themen und Kunst der Gegenwart tätig. Vom 2019 bis 2023 war sie Operative Leiterin im Vögele Kultur Zentrum.


Mehr dazu, was Macht mit Menschen macht gibt es in unserer Ausstellung Was Macht mit uns macht. Bis 22. September 2024.